Was ich an der Arbeitssuche schätze? Die Chance, interessante Fakten und Projekte kennenzulernen. Heute der Verein Pro Teilzeit und der Feststellung: Je nach Geschlecht, Familienkonstellation und Branche ist Teilzeitarbeit entweder Notwendigkeit oder Privileg.
Für mich ist es beides. Ich bin Mutter und übernehme den Hauptteil der Care-Arbeit. Eine Teilzeitstelle ist notwendig, wenn ich Geld verdienen möchte. Aber ich arbeite in einem Beruf, in dem es vielfältige Möglichkeiten dafür gibt.
Doch wie wäre es, wenn ich Malerin und Gipserin wäre? Dann wäre die Teilzeitstelle deutlich schwieriger zu finden. Die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich mich umorientieren muss. Durch meine Ausbildung und Branche bin ich privilegiert.
Wer arbeitet im Moment Teilzeit?
Laut Bundesamt für Statistik ist der durchschnittliche Teilzeitangestellte weiblich und hat Kinder unter 25 Jahre. Ledige Mütter arbeiten seltener Teilzeitangestellt. Teilzeitarbeit ist somit ein «typisches Merkmal weiblicher Erwerbsarbeit», die im Moment mit einer geringeren sozialen Absicherung, Weiterbildungs- und Karrierechancen einhergeht.
Die Zahl der Männer, die Teilzeit arbeiten, hat den letzten 30 Jahren zugenommen und sich verdreifacht. Im Gegensatz zu den Frauen, nimmt ihre Anzahl weiter zu. Es ändert sich langsam etwas an dem Bild des Vaters als Vollzeitarbeitnehmer.
Projekt Teilzeitbau und der Verein Pro Teilzeit
Teilzeit bedeutet mehr Zeit für Privatleben, Familie oder soziales Engagement. Es birgt aber auch Risiken – schlechtere soziale Absicherung, Benachteiligung bei der Altersvorsorge, weniger Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Auf Arbeitgeberseite gibt es mehr administrative Arbeit. Dem gegenüber steht der Fachkräftemangel.
Der Verein Pro Teilzeit möchte, dass in allen Branchen Teilzeitarbeit möglich wird und das Risiken abgebaut werden. Teilzeitarbeit soll dort gefördert werden, wo sie keine Norm ist, unabhängig des Geschlechts. Ihre Angebote richten sich an Branchenverbände, Unternehmen, Verwaltungen und weitere Organisationen. Der Verein schult, koordiniert Projekte und spricht über ihre Erfolge.
Das Projekt Teilzeitbau verdoppelte zum Beispiel zwischen 2018 und 2022 die Teilzeitstellen im Maler- und Gipser-Gewerbe. Weniger weibliche Fachkräfte mussten ihren Beruf niederlegen und Männer konnten wählen, ob sie mehr Zeit mit ihren Familien verbringen wollen.
Das Projekt bietet durch eine Portrait Serie Einblick in die Thematik. Personen kommen zu Wort. Sie erzählen über ihre Gründe, über Vorteile, Nachteile und falschen Vorurteilen. Man erkennt sofort, dass durch Teilzeitstellen Arbeitnehmer und Arbeitgeber profitieren können.
Wer den Verein unterstützen möchte, kann über ihre Webseite Mitglied werden.